Bei der Google-Suche nach "Women in Chocolate" oder "Frauen Schokolade" wird vor allem die Frage verhandelt, warum Frauen (angeblich) so gerne Schokolade äßen und sie zum Leben bräuchten. Man muss schon über die üblichen 2-3 Google-Seiten hinausgehen, um tatsächlich ernst gemeinte Texte zum Thema “Frauen im Schokoladenbereich” zu finden. Dabei ist das Thema relevanter und wichtiger denn je!
Frauen im Kakaoanbau und der Schokoladen-Lieferkette
Der Schokoladensektor hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Markt entwickelt, in dem nur noch wenige, sehr große Unternehmen dominieren. Der Kakaoanbau hingegen erfolgt nach wie vor auf vielen kleinen Kakaofarmen – alleine in Westafrika sind über 2 Millionen Kleinbauern im Kakaoanbau tätig, häufig unter prekärsten Bedingungen (mehr zu diesem Thema erfahrt ihr übrigens in diesem aufschlussreichen Buch von Orla Ryan). Der Schokoladenkonsum in westlichen Ländern hält sich stabil – Deutschland belegt Platz zwei beim Pro-Kopf-Konsum, direkt hinter der Schweiz – und in Schwellenländern steigt der Appetit auf Schokolade von Jahr zu Jahr. Auf Konsumentenseite gibt's ein breites Schokoladenangebot, das sich direkt an Frauen richtet und auch von diesen gekauft werden. Auf Seite der Kakaoproduzenten sieht dies jedoch anders aus. Hier wird die Relevanz der Frauen im Schokoladenbereich deutlich weniger anerkannt.
Status Quo
Die geringe Anerkennung der Frauen in der Schokoladen-Lieferkette zeigt sich vor allem in monetärer Hinsicht. Insbesondere in der frühen Phase der Produktion – Pflanzenpflege, Fermentation und Trocknung – betätigen sich überwiegend Frauen, diese Arbeit erfolgt zumeist unbezahlt oder bei deutlich geringerer Bezahlung als im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen, wie Studien belegen. Gleichzeitig wird der Beruf des Kakaofarmers für jüngere Menschen insgesamt unattraktiver, da er sehr viel Arbeit, eine schlechte Bezahlung sowie Planungsunsicherheit mit sich bringt. Um Kakaoanbau längerfristig zu sichern, ist es also umso wichtiger, Frauen in diesem Bereich zu stärken und zu fördern.

Was muss sich ändern?
Zuerst einmal hilft es immer sich mit der Herkunft seiner Lieblingsschokolade zu beschäftigen. Bei hochwertigen Schokoladen wissen Schokoladenherstellerinnen und -hersteller genau, von welchen Kakaofarmen und aus welchen Kakaoanbaugebieten ihre jeweiligen Kakaobohnen kommen. Sie legen größten Wert auf diese Infos und teilen sie gern mit anderen Schokoliebhabern. Natürlich zielt diese Vorgehensweise vor allem darauf abzuprüfen, ob die Kakaofarmer und -farmerinnen unter fairen Bedingungen arbeiten. Nur so kann überhaupt eine faire Basis für Frauen geschaffen werden. Übrigens haben auch wir ausschließlich Schokoladen im Sortiment, von denen wir genau wissen wo sie herkommen – falls diese Infos mal nicht offen ersichtlich sein sollten, schreibt uns gerne an. Wir geben Euch gern Auskunft!
Bei Einkauf für unseren Shop Gendergerechtigkeit in den Fokus zu nehmen. Wir suchen explizit nach Produkten, deren Kakaobohnen unter gender-gerechten Bedingungen angebaut wurden. Sprich: die Kakaobohnen kommen von Farmen oder Kooperativen wo gleichermaßen Frauen wie Männer wichtige Positionen bekleiden. Derlei Infos bekommen wir zum Beispiel von Uncommon Cacao, die sich ebenfalls eingehend mit dem Thema “Frauen im Schokoladenbereich” beschäftigen. Folgende Punkte versuchen wir bei der Zusammenarbeit mit Schokoladenherstellerinnen, Kakaokooperativen und Kakaofarmern zu beachten:
- dass die Arbeit von Frauen als Farmerinnen und ihr Beitrag in der Wertschöpfungskette anerkannt und angemessen belohnt wird;
- dass in den Herkunftsländern und in der ganzen Branche für das Thema sensibilisiert wird;
- dass auch Frauen bei Fort- und Weiterbildung im Kakaoanbau berücksichtigt werden
- dass Kooperativen einen möglichst gleichen Anteil an männlichen und weiblichen Mitgliedern haben und diese gleichgestellt sind;
- dass Gesetze und Förderungen für Frauen im Kakaoanbau vorangetrieben und nicht behindert werden.
Die Förderung der oben genannten Punkte zur Geschlechtergerechtigkeit ist extrem wichtig. Sie sollte von allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette – sowie Regierungen, NGOs und zivilgesellschaftlichen Organisationen – stets mitgedacht werden. Nur so kann der Kakaoanbau auch in Zukunft bestehen und auf Dauer fairer und nachhaltiger werden.

Und was ist mit Frauen in der Schokoladenherstellung?
Rodolphe Lindt, Henri Nestlé, John Cadbury – sie alle gelten als Pioniere und Wegbereiter der Schokolade. Pierre Marcolini, Joseph Zotter...die Liste von Männern – durchaus herausragenden Herren – kann beliebig lang weitergeführt werden. Auf den ersten Blick scheint es, als gäbe es schlicht keine Frauen in der Schokoladenherstellung und Weiterverarbeitung. Erfreulicherweise können wir Euch sagen: Dies ist eine absolute Fehleinschätzung :)! Zu diesem Ergebnis kam unter anderem auch Lauren von WKND Chocolate und rief den ‘Well Tempered’ Podcast ins Leben. Hier stellt sie tolle Frauen aus dem Schokoladenbereich vor, die allesamt eine wichtige Rolle in der Welt der Schokolade spielen. Auf Episoden von Freundinnen und Partnerinnen wollen wir natürlich besonders gerne hinweisen.
Here we go:
Sophie Jewett von York Cocoa Works
Joanna Brennan von Pump Street Chocolate
Emily Stone von Uncommon Cacao
Chloe Stemler von Marou Chocolat
Hazel Lee – Taste with Colour
Übrigens: besonders gut lassen sich die Episoden mit einer guten, heißen Schokolade genießen. Wir hätten da auch schon eine Idee...just saying ;)
Nicht im Podcast und trotzdem toll: Solvejg vom Bernsteinzimmer, Kelly von Auro, Malou von Macao Movement und Ulrika von Svenska Kakaobolaget.
Interessiert Euch dieses Thema? Uns liegt es besonders am Herzen! Falls Ihr mehr dazu wissen wollt, lasst es uns gerne wissen → hallo[at]theyo.de