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Von den Alpen zu den Anden: unsere Reise zum Ursprung des Kakaos

Von den Alpen zu den Anden: unsere Reise zum Ursprung des Kakaos
Lang geplant und – aus Pandemie-Gründen – immer wieder verschoben: unsere Reise nach Ecuador, zum Ursprung des Kakaos! Mitte Juni war es dann endlich so weit: wir machten uns auf den Weg ans andere Ende der Welt. Ziel unserer Reise war es zum Einen die ursprünglichen Kakaobäume und -wälder zu besuchen und zum Anderen aktuelle und potentielle Schoko-Partner:innen und Kakao-Kooperativen zu treffen.


Vom Ursprung des Kakao

Inzwischen sind sich Forschende einig: die ersten Kakaobäume wuchsen im Amazonasgebiet in Ecuador – bereits 5.300 Jahre v. Chr.! Und somit ist es nicht verwunderlich, dass Ecuador eine lange und spannende kakaoige Geschichte hat. In seiner Blütezeit im 19. Jhd. war Ecuador Weltmarktführer im Kakaoexport. Die Pflanzenkrankheit mit dem lustig anmutenden Namen ‚Hexenbesen‘ war für Ecuador alles andere als spaßig: Während Ecuador 1915 mit 40.000 Tonnen zu den größten Exporteuren gehörte, waren 1925 aufgrund der erkrankten Bäume weniger als 15.000 Tonnen Kakao zum Export übrig.
Kein Wunder, dass Ecuador nach diesem Erlebnis den Kakaoanbau diversifizierte und neben der heimischen Sorte auch eine gezüchtete – CCN-51 – begann anzubauen. Im Gegensatz dazu steht die ‚Wiedergeburt‘ - der wieder vermehrte Anbau - von Arriba Nacional. Die Sorte ist bekannt für geringe Erträge aber auch einen unglaublich reichen, blumigen, nussigen Geschmack. Dank kleiner, oft indigener Bauernfamilien wurde diese Sorte stets weiter kultiviert und durch ablegene Permakulturfarmen vor Kreuzungen mit anderen Sorten geschützt.
Wir wollten uns unbedingt ein Gesamtbild machen und alles sehen, was Ecuador im Kakaobereich zu bieten hat. Auf unserer Agenda standen deshalb sowohl kleine und große Schoko-Hersteller:innen, Perma- und Monokultur-Farmen und natürlich alle kakaoigen Lebensmittel zu probieren, die wir zwischen die Hände – bzw. zwischen Mund & Gaumen – bekommen würden.

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Der Ursprung: die Kakaofrucht


Quito: Ein ereignisreicher Start

Unsere Tour haben wir in der Hauptstadt Quito gestartet. Eine Stadt, die eigentlich für ihre Kakao- und Schokoladenvielfalt bekannt ist. Wir waren auf viele Herausforderungen vorbereitet: Moskitos, Malaria, Magenprobleme. Doch es kam ganz anders als erwartet: das Land wurde von Protestierenden fast komplett lahm gelegt, in Quito stand Lockdown auf der Tagesordnung. Wir schafften es trotzdem im hippen Viertel ‚La Floresta’ einen der zahlreichen Pacari-Shops zu besuchen und eine schöne Aussicht auf die Stadt zu erhaschen. Aber als echte Kakao-Abenteuer:innen wollten wir natürlich direkt zum Ursprung, auf die Kakaofarmen. Und somit haben wir uns nach knapp zwei Tagen auf den Weg nach Guayaquil gemacht.
 
kakaofruchtfleisch On-the-Go-Snack


Guayaquil: Das Kakaodrehkreuz Ecuadors

Gerade noch in Quito bei 14 Grad und Regen gefroren, empfing uns die Hafenstadt Guayaquil mit tropischen 31 Grad. Nach einer Nacht in Guayaquil ging es früh am nächsten morgen endlich auf die erste Bio-Kakaofarm. Auf dem Weg zur Kakaofarm sahen wir, wie sich die Vegetation verändert. Alles wurde grüner und wir konnten beobachten, wie mehr und mehr Kakaobäume links und rechts die Straßen säumten. Endlich angekommen empfingen uns Emilio und sein Team sehr herzlich.
 


Nach einigen Stunden auf der Farm dann das erste Highlight: Wir durften unser erstes frisches Kakaofruchtfleisch probieren! Was für die Kakaofarmer:innen Alltag ist, war für uns eine tolle neue Erfahrung! Wir lutschten also das weiße Fruchtfleisch, was vom Mundgefühl und Geschmack an Litschi und tropische Früchte erinnert, von den Kakaobohnen. Wir waren und sind begeistert vom vollen Geschmack und der wahnsinnigen Frische von Emilios Kakaoschoten. Ein spannender Tag mit vielen Eindrücken und neuem Wissen über Bio-Kakaoanbau.
Einen Tag später waren wir wieder in Guayaquil unterwegs, um den jungen ecuadorianischen Chocolatier Daniel Ampuero in seiner kleinen Bean-to-Bar-Manufaktur zu treffen. Er hat sich weit über die Grenzen von Guayaquil einen Namen gemacht und arbeitet regelmäßig mit Emilio, um neue Kakao-Kreationen zu entwickeln. Wir sprachen mit ihm über die (noch kleine) Bean-to-Bar-Szene in Ecuador und durften seine neuen Schokoladensorten probieren.
Am Tag drauf nahmen uns Andres und Stefanie auf ihre Bio-Farm Hacienda Victoria mit, welche sich ebenfalls in der Nähe von Guayaquil befindet. Die Farm ist gleich neben der von Emilio und doch verfolgt sie einen anderen Ansatz: hier wird ausschließlich Arriba Nacional angebaut. Besonders beeindruckt waren wir von dem ausgefeilten Fermentationsprozess.

Cut-Test-ecuadorCut-Test Kakaobohnen

Basierend auf vielen Test hat das Team von Andres einen beindruckenden Single Estate Blend aus drei unterschiedlichen Nacional-Sorten kreiiert. Um diese zu probieren besuchten wir gemeinsam das Victoria-Test-Lab, wo uns die Kostproben in kleinen Bechern serviert wurden. Die noch warmen 100%-Kakaomassen zergingen auf unseren Zungen und die typisch fruchtigen Noten kamen augenblicklich zum Vorschein.

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Tasting der frischen Schokoladenmasse

Am nächsten Tag ging es weiter nach Manta, einem kleinen Hafenort an der westlichen Küste Ecuadors. Aufgrund der angespannten politischen Situation fuhren wir mit einem Fahrer – Carlos – die Strecke von Guayaquil nach Manta, in die Region Manabi. Die Region hat für uns eine große Bedeutung, da dort die genetischen Spuren der ersten Kakaobäume gefunden wurden. Wir waren also wahnsinnig gespannt und konnten es kaum erwarten Kakaobäume in ihrer „ursprünglichen“ Umgebung zu besuchen.

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Einer der ältesten "wilden" Kakaobäume


Manta: Malerischer Küstenort

Mein Großvater lebte bereits in Manta, meine Familie ist eine Familie von Kakaobauern. Heute besitzt mein Onkel Leonardo eine große Kakaofarm. Von ihm beziehe ich direkt den Kakao für meine Schokoladen. Praktisch Tree-to-Bar-Schokolade.“, so beschreibt uns Susana ihre lange Beziehung zum Kakao.
Für uns war Manta die nächsten Tage Ausgangspunkt für Besuche auf Kakaofarmen in Manabi. Am ersten Morgen fuhren wir gemeinsam mit Susana zu ihrem Onkel Leanardo. Er betreibt die Kakaofarm seines Vaters und begrüßte uns mit guten Nachrichten: zusätzlich zu seiner Farm, zeigte er uns auch wilde Kakaobäume im Hinterland. Bäume, die über 100 Jahre alt sind. Wir wanderten etwa eine Stunde über die Farm und schließlich in die Wälder hinein. Die Natur war wunderschön und die Kakaobäume fügten sich so in die Wälder ein, dass wir erst auf den zweiten Blick erkannten, dass es sich um Kakaobäume handelte. Kaum zu glauben, dass die Bäume schon so alt sind und immer noch Kakaofrüchte tragen. Bei Sonnenuntergang, als das Meer bereits in rötlichen Farben strahlte, fuhren wir wieder zurück nach Manta.

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ZU Besuch auf Leonardos Farm

Zurück zum Ursprung: Piedra de Plata

Bereits um 5:30 Uhr ging es am nächsten morgen weiter. Die Autofahrt dauerte trotz einer Entfernung von nur 80km aufgrund der Straßenverhältnisse über drei Stunden. Doch unser Fahrer Ramiro meisterte jedes Schlagloch mit größter Präzision und es gab ohnehin so viel zu sehen, dass wir gebannt aus den Fenstern schauten. Händler:innen am Straßenrand, Kühe, Esel und eine diverse Vegetation. Und, je näher wir an die Farm kamen, desto grüner wurde es! Kurz vor unserer Ankunft holten wir noch Mishel von To’ak ab, der uns auf der Farm umher führte.
Gleich bei unserer Ankunft wurden wir von den strahlenden Kakaofarmern Don Fébres und Don Divino empfangen. Und sie hatten allen Grund zu strahlen, denn seit Forschende in 2018 einen Nature-Artikel veröffentlichten, der den Ursprung des Kakaos in Ecuador verortet, ist das Interesse an Ihrer Permakultur-Farm enorm gestiegen. Und so freuten sich die beiden auch an diesem Tag sehr über unseren Besuch und zeigten uns stolz die 130-jährigen Bäume die, genetisch nachgewiesen, mit den weltweit ersten Kakaobäumen verwandt sind.

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Auf der Suche nach den ursprünglichsten Kakaobäumen

Es war nebelig und inmitten der Bäume herrschte eine magische Stimmung, die nur noch getoppt wurde, als Don Divino uns eine der ursprünglichen Kakaofrüchte probieren ließ. Ein unglaublich feiner Geschmack! Auch dieses Fruchtfleisch hat intensiv nach Litschi geschmeckt, allerdings ergänzt durch feine Noten von Bananen, Honig und Blumen. Mishel, Don Divino und Don Fébres führten uns weiter über die Farm, wo wir viel über deren Mischkulturen gelernt haben und köstliche Mandarinen probieren durften.
Die Zeit verging wie im Flug und schließlich durften wir noch einen ganz besonderen Ort besuchen: In einer kleinen Hütte machen die Farmer:innen eigene Schoko-Experimente. Hier konnten wir bereits fermentiert Bohnen probieren und waren ehrlich überrascht. Obwohl sie eine winzige Fermentationsstation vor Ort haben, waren die Kakaobohnen unglaublich lecker. Perfekt ausbalanciert, mit blumigen, fruchtigen und nussigen Noten, die so gut aufeinander abgestimmt waren, dass To’ak sie zu den exklusivsten Schokoladen der Welt verarbeitet. Als wir abends wieder in Manta ankamen, erfuhren wir, dass die landesweiten Streiks beendet wurden und es eine Einigung gab. Für uns kam die Einigung gerade rechtzeitig, denn wir wollten am nächsten Tag zurück nach Quito.

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Piedra de Plata von oben

Schokoladige Höhenflüge in Quito

Zurück in Quito zeigte sich uns die Stadt von einer ganz anderen Seite. Der Himmel war blau und die spanischen Kolonialhäuser strahlten in bunten Farben um die Wette. Passend zur guten Stimmung besuchten wir das Team von To’ak in ihrem hübschen Büro in La Floresta. Wir wurden von der Mitgründerin Dennise in die alchemistischen Geheimnisse von To’ak eingeführt und dürften im Anschluss die neusten Kreationen probieren. Wir sind begeistert von Perfektion, Hingabe und der tiefen Liebe des To’ak-Teams zum ecuadorianischen Kakao!

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Zu Besuch bei To'ak

Mit ganz vielen Ideen und großer Begeisterung für Land, Leute und vor allem ecuadorianischen Kakao im Gepäck flogen wir nach knapp zwei Wochen zurück. Und auch wenn wir noch nicht zu viel verraten wollen, sagen wir nur eins: Ihr dürft gespannt sein! 2023 wird noch schokoladiger!

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