Auro Chocolate wurde 2015 gegründet und steht seitdem für feine Bean-to-Bar-Schokolade von den Philippinen. Das heißt, nicht nur der Kakao für die Schokolade wächst in dem südostasiatischen Land, sondern die gesamte Weiterverarbeitung bis zur fertigen Schokoladentafel findet bei Auro im Land selbst statt. Kelly Go, Gründerin von Auro Chocolate, erzählt im Theyo-Interview, wie der Kakao auf die Philippinen kam, was Chancen und Herausforderungen der Produktion im Herkunftsland sind und wie sich der Geschmack internationaler Schoko-Fans von dem der Philippinen unterscheidet.
Unternehmen, die Schokolade im Herkunftsland der Kakaobohnen herstellen, sind noch immer eine Seltenheit. Wie seid ihr bei Auro Schokolade dazu gekommen?
Uns kam die Idee, Schokolade auf den Philippinen herzustellen, vor zehn Jahren. Damals wussten wir zwar, dass wir eine lange Tradition in der Herstellung von einem grob gemahlenen Kakaogetränk namens Tableya oder Sikwate hatten. Aber wir wussten nicht, dass wir Kakaobohnen hatten, die gut genug waren, um zu feiner Schokolade verarbeitet zu werden. Zu dieser Zeit gab es auf den Philippinen keine etablierten Craftschokoladen-Hersteller. Man muss wissen, dass kakaoproduzierende Länder lange gar keine Möglichkeit hatten, Schokolade zu produzieren. Denn die Technologie zur Schokoladenherstellung wurde in Ländern entwickelt, die selbst keinen Kakao produzieren. Mit der zunehmenden Demokratisierung der Industrie in den letzten 20 Jahren gab es jedoch eine Welle von Schokoladenherstellern, die den Status Quo der traditionellen Kakaobeschaffung und Schokoladenherstellung infrage stellten.
(In diesem Video stellt Auro seine Davao Farm vor.)
Warum ist es eurer Meinung nach wichtig, im Herkunftsland zu produzieren?
Die Herstellung von Edelschokolade auf den Philippinen bedeutet für uns bei Auro Schokolade, dass mehr Menschen in der Landwirtschaft und der verarbeitenden Industrie profitieren können, dass wir ein größeres Bewusstsein dafür schaffen können, was es bedeutet, Kakao nachhaltig zu beziehen, und dass wir unsere einzigartigen Geschmäcker und Traditionen mit dem Rest der Welt teilen können.
Dass wir uns im selben Land wie alle am Prozess Beteiligten befinden, ist auch enorm wichtig. So können wir unsere Bauerngemeinschaften öfter besuchen und tiefere Beziehungen zu ihnen entwickeln. Darüber hinaus sind Unternehmen wie unseres, die sich dafür entschieden haben, nur Kakaobohnen aus dem eigenen Land zu verwenden, oft gezwungen, die notwendigen Verbesserungen beim Anbau, bei der Nachernte und bei den Herstellungsverfahren vorzunehmen. Denn wir müssen ja mit dem arbeiten, was wir haben. Das Bestreben, im Ursprungsland zu produzieren, ist unserer Erfahrung nach zwar zäh, aber unglaublich erfüllend. Wir können kleine und große Veränderungen in unseren Gemeinden schaffen, die sich auf den Rest des Landes ausbreiten. Wir wollen die Philippinen auf der Weltkarte des Edelkakaos und der Schokolade platzieren!
Welche Beziehung haben die Philippinen zur Schokolade?
Die Beziehung der Philippinen zum Kakao begann vor langer Zeit. Denn wir sind das erste Land in Asien gewesen, das aktiv Kakao produzierte. Kakao kam bereits 1633 durch den Manila-Acapulco-Galeonenhandel auf die Philippinen. Und laut schriftlichen Aufzeichnungen war die Sorte, die zuerst transportiert wurde, der Criollo. Seitdem spielt der Kakao eine wichtige Rolle in der philippinischen Tradition. Es war üblich, dass jede Familie mindestens einen Kakaobaum in ihrem Garten hatte und zu Hause Tableya produzierte, das traditionelle Kakaogetränk. Tableya wird aus gemahlenen Kakaobohnen hergestellt und mit Hilfe eines Holzschneebesens in Messing- oder Silbertöpfen zubereitet. Es gibt außerdem einen traditionellen philippinischen Brei mit Kakao, der als Champorado bekannt ist.
(In diesem Video bekommt Ihr einen Einblick in die Auro-Schokoladenfabrik)
Wie hat sich die Schokoladenszene auf den Philippinen entwickelt?
Früher stellten die Philippinen aus Kakao eigentlich nur Tableya für ihren eigenen Konsum her. Mit der Einführung bequemerer Formen der Lebensmittelproduktion begann diese Tradition zu verblassen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird der Süßwarenmarkt stark von ausländischen Marken dominiert, die hauptsächlich Schokolade aus vorgefertigter Masse herstellen. In den letzten fünf bis zehn Jahren formierte sich aber eine Craftschokoladen-Szene auf den Philippinen, die eigene Single-Origin Schokoladen und Kakaoprodukte herstellt. Heute sind die meisten Bean-to-Bar-Schokoladenhersteller, wie zum Beispiel wir bei Auro Chocolate, kleine bis mittelgroße Unternehmen.
Wie sieht eure Zusammenarbeit bei Auro Schokolade mit den Farmerinnen und Farmern aus?
Die Farmer, mit denen wir zusammenarbeiten, sind meist Kleinbauern und Kooperativen. Aktuell kooperieren wir in Davao mit 80 Einzelbauern, die mehr als 1.000 Familien und 2.000 Hektar Farmland repräsentieren. Wir setzen eine einzigartige Preisstruktur um, die den Farmern signifikante Prämien von 20 – 50 % über dem Weltmarktpreis bietet. Das schafft Anreize für die Verbesserung der Qualität und des Anbaus lokaler Kakaosorten. Darüber hinaus bieten wir unseren Kakaopartnern ständige Unterstützung durch die Vermittlung von Grundlagen der biologischen Landwirtschaft und der Betriebsführung.
Kakaobohnenanbau auf den Philippinen ©Auro
Unterscheidet sich der Geschmack der Philippinen von dem Geschmack internationaler Schokoladenliebhaber?
Unserer Erfahrung nach: ja! Und das kann eine ziemliche Herausforderung sein, weil wir für unsere nationalen und internationalen Kunden die gleichen Produkte entwickeln. Die meisten philippinischen Konsumenten sind mit billiger Schokolade aus vorgefertigter Masse aufgewachsen. Viele bevorzugen deshalb immer noch weiße oder Milchschokolade, sind aber durchaus offen, langsam auch dunklere Schokoladen zu entdecken. Internationale Kunden, insbesondere Craftschokoladen-Fans, mögen meist hohe Kakaoanteile und besondere Aromen. Um beiden Märkten gerecht zu werden, haben wir unsere Classic-Kollektion entwickelt, die aus Kakao aus Davao hergestellt wird und ein ausgeprägtes, aber zugänglicheres Geschmacksprofil aufweist. Dann haben wir noch unsere Reserve- und Heritage-Kollektionen, die die einzigartigen Aromen von Kakao und anderen lokalen Zutaten auf den Philippinen wie Moringa und Mango präsentieren. Im Allgemeinen sind sowohl nationale als auch internationale Märkte jetzt mehr daran interessiert, einzigartige Aromen, lokale Zutaten und nachhaltige Produktionsgeschichten zu entdecken.
Eure Tafeln bei Auro Schokolade haben ein sehr besonderes Design. Woher nehmt ihr die Inspiration?
Die Verpackungen von Auro Chocolate sind inspiriert von den reichen und schönen philippinischen Wandteppichen. Darüber hinaus stellen die Symbole, die auf den Verpackungen zu finden sind, tatsächlich die Schritte dar, die zur Herstellung einer Schokolade gehören. Die Verpackungen unserer Schokoladentafeln dienen also auch als Leitfaden für die eigentliche Schokoladenherstellung!
Schokolade kann ja eigentlich in jeder Situation gegessen werden. Was ist deine Lieblings-„Schokoladen-Situation“?
Während der Kaffeepause am Nachmittag oder zur Teezeit! Sie gibt mir immer wieder neue Energie und macht mich glücklich.
Die beiden Gründer von Auro (links): Kelly & Mark + Team ©Masterminds Asia
Stadt, Land, Genuss.
Wir haben das berühmte Spiel “Stadt, Land, Fluss” etwas abgewandelt …
Stadt: Wenn eure Schokolade eine Stadt wäre, welche Stadt wäre sie?
Manila, weil es eine Stadt ist, die moderne Technologien einsetzt und gleichzeitig ihr kulturelles Erbe bewahrt. Es ist eine aufstrebende kosmopolitische Stadt mit einem immensen Wachstumspotenzial und tropischen Wundern, die es zu entdecken gilt.
Land: Welches Land ist euer Lieblingsanbaugebiet?
Auf jeden Fall die Philippinen. Zurzeit beziehen wir den Kakao für Auro Chocolate von verschiedenen Farmen in Davao. Die Philippinen sind im Allgemeinen eines der schönsten Länder überhaupt und mit verschiedenen Formen von Land und Wasser gesegnet. Das alles trägt zu den einzigartigen Geschmacksrichtungen der philippinischen Kakaobohnen bei.
Genuss: Womit kombiniert ihr eure 70%-Tafel am liebsten?
Mit Craft-Starkbier.
Welche drei Schokoladen würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Unsere Auro Chocolate 70 % Saloy, die Pistatxo Karamelizado von Kaitxo und die O'Payo 50% von Friis-Holm Chokolade.
Neugierig geworden, wie die edlen Bean-to-Bar-Schokoladen von Auro Chocolate schmecken? Hier entlang! Mehr über die Herkunftsländer der Schokoladen in unserem Theyo-Onlineshop erfahrt ihr übrigens auf unserem Blog.
Header-Foto von Kristiana Pinne auf Unsplash