Bean-to-Bar

Schokolade aus Indien – der Soklet-Gründer im Interview

Schokolade aus Indien – der Soklet-Gründer im Interview

Karthikeyan Palaisamy und Harish Manoj Kumar wollen mit Soklet indischer Schokolade zu mehr Bekanntheit verhelfen: Mit ihren hochwertigen, köstlichen Schokoladen zeigen sie der Schokoladenwelt, was Indien zu bieten hat. Die Kakaobohnen bauen sie auf ihrer eigenen Plantage an, fermentieren sie selbst und übernehmen auch die Weiterverarbeitung. Bean-to-Bar also. Soklet-Gründer Karthikeyan Palaisamy erzählt im Theyo Interview, welche Süßigkeiten in Indien traditionell gegessen werden und was die Vorteile sind, wenn Schokolade im Ursprungsland der Kakaobohnen hergestellt wird.

Woher kommt der Name Soklet?

Soklet ist eine Abwandlung des tamilischen Wortes für Schokolade. Tamilisch ist die Sprache in unserer Region.

Ihr seid die ersten und einzigen Bean-to-Bar-Schokoladenhersteller in Indien. Wie seid ihr dazu gekommen, Schokolade aus euren eigenen Bohnen herzustellen?

Das ist ganz zufällig passiert! Harish, mein Schwager und Geschäftspartner, hat schon seit 2005 seine eigene Kakaofarm. Seine Bohnen hat er damals aber nur auf dem lokalen Rohstoffmarkt verkauft. 2015 suchte er dann nach Möglichkeiten, seine Produktivität zu steigern und die Kakaobohnen zu exportieren. Wir haben Scherze darüber gemacht, dass wir aus den Bohnen unsere eigene Schokolade machen könnten. Das haben wir dann Zuhause mit einer Probecharge ausprobiert. Unsere Familie und Freunde fanden unsere Schokolade super! Und dann führte eins zum anderen.

Was macht eure Schokolade so besonders?

Unsere Kakaobäume werden alle aus Sämlingen gezogen und sind eine Mischung aus Amelanado-, Trinitario- und Criollo-Sorten. Sie wachsen zwischen Kokosnuss, Muskatnuss, Pfeffer und verschiedenen Obstbäumen. Diese Vielfalt bereichert das einzigartige Geschmacksprofil der Kakaobohnen. Unsere Plantage wird außerdem so nachhaltig wie möglich bewirtschaftet: Mit Prinzipien der Permakultur und Vermikultur und ohne Pestizide und Chemikalien. Wir fermentieren und verarbeiten unsere Bohnen auch selbst. Und mit unserem eigenen “Rezept” für diesen Prozess können wir die Aromen unserer Bohnen noch weiter verbessern.

Team von Soklet
Das Team von Soklet Schokoladen auf ihrer eigenen Farm in Indien ©By hand from the heart

Schokolade, die im Herkunftsland der Kakaobohnen hergestellt wird, ist noch immer eine Seltenheit. Warum ist eurer Meinung nach die Herstellung vor Ort wichtig?

Wir halten es für sehr wichtig, dass immer mehr Schokolade im Ursprungsland produziert wird. Denn das bedeutet mehr Wertschöpfung in der lokalen Wirtschaft, höhere Preise für die Kakaofarmer und eine bessere Entwicklung der Expertise im Herkunftsland. Und auf der anderen Seite bedeutet es bessere und vielfältige Schokolade für Konsumentinnen und Konsumenten!

Welchen Bezug hat Indien zur Schokolade?

Die Beziehung Indiens zur Schokolade begann mit Cadbury’s, Mondelez und Co: Billige Massenware und übermäßig süße Schokolade. Auch heute noch gilt importierte Schokolade in Indien als besser, auch wenn sie von sehr schlechter Qualität und voller Zucker ist. “Belgische” und “schweizerische” Schokolade, zum Beispiel von Lindt, bedeutet für viele automatisch hochwertige Schokolade. Es ist eine lange und schwierige Aufgabe, die Verbraucherinnen und Verbraucher über wirklich gute Schokolade aufzuklären.

Könnt ihr Trends in der Schokoladenszene Indiens beobachten?

Neben den großen Marken, die nach wie vor den Markt dominieren, gibt es eine kleine, aber wachsende Szene von Schokoladenherstellern und Chocolatiers, die Qualitätsschokoladen anbieten. Das beschränkt sich aber meist auf die großen Metropolen wie Delhi, Mumbai und Bangalore. Ein weiterer Trend, den wir sehen, ist der Trend hin zu dunkler Schokolade. Immer mehr Verbraucher betrachten sie als gesunde Nahrung. Und auch der Markt für Schokolade als Geschenk wird immer größer.

Kakaofarm Soklet  Soklet Bean-to-Bar-Kakaofarm in Indien ©Soklet

Stadt, Land, Genuss.

Wir haben das berühmte Spiel “Stadt, Land, Fluss” etwas abgewandelt …

Stadt: Wenn eure Schokolade eine Stadt wäre, welche Stadt wäre sie?

Ooty, eine berühmte Bergstadt in Tamilnadu, Indien, etwa vier Autostunden von unserem Standort entfernt. Die Stadt ist bekannt für ihr reiches britisches Erbe, ihre Teeplantagen, Gemüsefarmen, Obstgärten und geschäftigen Touristen. Ooty ist ein besonderer Ort für Harish und mich, da wir unsere Kindheit in einem Internat in Ooty verbracht haben und uns an den Geschmack, den Geruch und die Farbe der Stadt sehr gut erinnern. In Ooty gibt es auch eine Menge Chocolatiers, die “hausgemachte” Schokolade verhökern, die in Wirklichkeit gar nicht von guter Qualität ist. Aber das ist die Schokolade, mit der wir als Kinder in Berührung gekommen sind. Unser Ziel ist es nun, Indien und der ganzen Welt zu zeigen, wie gut indischer Kakao und indische Schokolade sein können.


Land: Welches Land ist euer Lieblingsanbaugebiet?

Da wir selbst Kakaofarmer sind, wollen wir nur mit unserem eigenen Kakao arbeiten. Also lautet die Antwort natürlich Indien!


Genuss: Womit kombiniert ihr eure 70%-Tafel am liebsten?

Mit einem schönen Glas japanischen Whiskys: Yamazaki! Die fruchtigen und blumigen Noten unserer 70%-Tafel passen gut zur Milde des Whiskys und seinen Noten von roten Beeren und Eiche.


Welche drei Schokoladen würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Unsere Soklet 70%, die Chapon Venezuela Porcelana & Camino Verde von Dandelion.

Kakaoschoten von Soklet

 Kakaoschoten kurz vor der Ernte Bean-to-Bar-Kakaofarm von Soklet in Indien ©Soklet

Auf den Geschmack gekommen? Hier findet ihr die besonderen Schokoladen aus Indien. Übrigens: mehr Interviews und Geschichten über die Herkunftsorte der Kakaobohnen gibt es auf unserem Theyo Blog.

Weiterlesen

Philippinische Schokolade – Kelly von Auro Chocolate im Interview
Schokoladentextur